Wiener Fotowochenende - Beitrag von Wolfgang Harnisch
Meine Fotokarriere begann, als ich als Trost nach einem längeren Spitalsaufenthalt meine erste Spiegelreflex geschenkt bekam. Dies ist nun etwa 30 Jahre her. Seitdem habe ich die Fotografie mal mehr mal weniger intensiv betrieben und habe dabei auch die Entwicklung von analog zu digital und vom Kleinbildformat über eine Crop-Sensor Kamera wieder zurück zum Kleinbild(Voll)format mitgemacht. Richtig gefangen genommen, hat mich dieses Thema aber erst in den letzten Jahren. Dabei versuche ich mich in der Ausübung dieses wunderbaren Hobbies möglichst breit aufzustellen.
So war die Wahl des Workshops „Fotowochenende Wiener Jugendstil“ die logische Konsequenz. Die Mischung aus verschiedenen Genres an verschiedenen Locations versprach ein spannendes Wochenende zu werden. Diese Erwartung hat sich dann auch voll erfüllt.
Schon die erste Location, der Wiener Stephansdom, am Donnerstagabend war ein Highlight. In einer Spezialführung konnten wir das Dach von außen und innen fotografisch erarbeiten. Dabei ergaben sich eine Menge unerwarteter Motive.
Am Freitag in der Früh, ging es in den Untergrund. Am Wiener Karlsplatz stiegen wir in die Kanalisation ein und konnten, dort wo üblicherweise die „3. Mann Tour“ stattfindet, in eine bislang unbekannte Welt eintauchen. Kanäle, Gänge, Stiegen, Geländer und nicht zuletzt der Wienfluss warteten, speziell beleuchtet, nur darauf von uns fotografiert zu werden. Die 2 Stunden vergingen wie im Flug, sodass ich wohl nochmals kommen „muss“ um alle sich bietenden Motive abzulichten.
Danach ging’s gleich, vorbei an der frisch renovierten Secession, die wir natürlich auch in Pixel in einer Datei verwandelt haben, weiter zum Naschmarkt. Nach einem gemeinsamen Drink stürzten wir uns ins Getümmel des Marktes mit einer Vielzahl unterschiedlicher Motive. Stände, Standler, Kunden aus aller Herren Länder und natürlich Waren aller Art mussten entweder in Farbe oder in Schwarz-Weiß festgehalten werden.
Am oberen Ende angekommen, war es Zeit für das Mittagessen, welches wir gemeinsam in einem nahen Lokal genossen haben. Gestärkt und entspannt ging’s dann weiter Richtung Baumgartner Höhe. Am Weg dorthin legten wir einen Fotostopp bei der U-Bahn-Station Hietzing ein, wo wir uns dem Kaiserpavillion, welcher angeblich nur zweimal benutzt wurde, widmeten. Mittlerweile hat es zugezogen und zeitweise begann es zu tröpfeln als wir an den Steinhofgründen angekommen waren. Davon haben wir uns aber nicht beirren lassen und gingen ans Werk die schönen Jugenstilgebäude ins Bild zu setzen. Als Belohnung erwartete uns dann noch eine schöne Abendstimmung bei der Kirche am Steinhof.
Dieser intensive Tag wurde durch eine „Blaue Stunde“-Session bei der Urania am Schwedenplatz beschlossen. Die Architektur, welche sich in einem weiten Bogen von der Urania bis zum Uniqua-Tower spannt, mit den Praterattraktionen im Hintergrund, boten einerseits schöne Kompositionen klassischer Natur luden aber auch zum Experimentieren ein.
Am Samstag stand ein gemeinsames Frühstück in einem klassischen Café am Wiener Gürtel am Programm. Nachdem sich alle für den Tag gestärkt hatten, ging’s „an die Arbeit“. Draußen regnete es in Strömen und drinnen war’s angenehm warm, als wir uns daran machten uns mit dem Billiardtisch auseinander zu setzten. Hier entstanden dann sowohl etliche Bilder „in action“ als auch einige Stillleben mit Kugeln und anderem Kaffeehausinventar. Zum Abschluss, wurde dann noch eine Kaffeehaussituation „Gast mit Zeitung“ nachgestellt, und aus allen Richtungen eingefangen.
Vor der Nachmittagssession, ging es noch zum gemeinsamen Mittagessen in einem nahe gelegenen türkischen Restaurant. Der Regen hat zwar mittlerweile die eine oder andere Pause eingelegt, aber es blieb doch eher ungemütlich. So haben wir die Sicherheitsvariante gewählt, und sind für das am Programm stehende Portrait- und Tanzschooting einfach nur vor die Türe der Fotoschule gegangen und haben die umliegenden Baustellenabgrenzungen und die häufig vorbeifahrenden Straßenbahnen als Hintergrund genutzt. Conny, eine professionelle Tänzerin, stellte sich sehr geduldig als Model zur Verfügung. Ob’s nun geregnet hat, oder nicht, es gab immer etwas zu fotografieren. So war es sehr willkommen, dass einer der Teilnehmer einen knallbunten Regenschirm mit hatte, welcher sich hervorragend für ein paar „Spielchen“ eignete. Es hat sich ergeben, dass einer der Teilnehmer eigentlich kein Amateur, sondern ein Profi, welcher an einer Kunsthochschule in Venezuela, lange Zeit Fotografie lehrte, war. Dieser hatte dann auch noch einen interessanten Gastvortrag zum Thema Portraitfotografie gehalten. Spannend war zu beobachten, dass es, wie bei jeder kreativen Tätigkeit, durchaus unterschiedliche Auffassungen gab. Das war aber sehr bereichernd, da es zum Nachdenken anregt und somit hilft einen eigenen Stil zu entwickeln.
Der Abschluss am Sonntag fand dann im Kursraum der Fotoschule statt. Nach dem Aussortieren und ein wenig Nachbearbeitung, wurden dann zahlreiche Bilder aller Teilnehmer ausführlich besprochen. Durch das Feedback zu eigenen als auch zu den Aufnahmen der anderen kann man sehr viel lernen und für das weitere Fotografieren mitnehmen.
Diese Art von Workshops ist wirklich eine Bereicherung. Einerseits durch die Möglichkeit wieder etwas dazuzulernen, als auch andererseits Gleichgesinnte in lockerer und entspannter Atmosphäre zu treffen und kennen zu lernen. Bin daher gespannt, was die Wiener Fotoschule diesbezüglich in Zukunft anbieten wird. Ein Wiedersehen ist quasi garantiert.