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Von Zwergen und Drachen - Besuch im Schloß Greillenstein in Rahmen des Fotowochenende Waldviertels

KAUM EINE KUNSTGATTUNG des Barock erfasste so sehr das Wesen dieser üppigen Epoche wie der Garten. Entwickelt aus den Gestaltungsformen der Renaissance (die die regulierenden Maßstäbe des Humanismus an wild wuchernde Pflanzen legte) bedeutete der Barockgarten einen Höhepunkt artifiziellen Naturverständnisses:

gestutzte Hecken, ornamental gelegte Blumenbänder, trickreiche Wasserspiele, Sichtachsen, die die gebaute (Schloss-)Architektur in die Unendlichkeit der Landschaft verlängerten. Aber es ging auch anders…

das elegante Paar, fromme (fromme?) Pilger, ein Jude mit Geldsäckel sowie (nur mehr in Resten erhalten) Bauernlümmel und Vertreter eines Zwergenorchesters. Natürlich wurden die Sandsteinskulpturen von graphischen Vorlagen inspiriert. So ist der Pilger durchaus mit Elias Baecks „Bartholdus Gursalkawiz aus groß Pohlen“ in Beziehung zu setzen: „Ey schauth den armen Mann, der also alt und blindt/ Gleich wohl noch ohne hülff  Ein jedes Wirtshauß findt“. Zugleich finden sich durchaus originelle, eigenständige Ideen.

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Fotocredits:  © Gabi Tauber und Karl Füsselberger

Text: Dr. Andreas Gamrith

dieses Projekt ist in Kooperation mit dem Wundergarten Verlag entstanden

Wundergarten Verlag
Phorusgasse 7/1
A-1040 Wien 

Tel. +43 (0) 1/ 9137547

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DIE ZWERGL VON GREILLENSTEIN
Was ist „Kitsch“? Selbst bei der Definition, die Wikipedia findet, rangiert die Gattung
„Gartenzwerg“ in der Kategorie ganz oben. Und tatsächlich mag man geteilter Meinung
sein über die Scherzskulpturen, die Meister Eberl für den Grafen Kuefstein in Greillenstein
schuf. Nichtsdestotrotz faszinieren die grotesken Gestalten aus Eggenburger Sandstein.
Erhalten hat sich davon zwar nur ein Bruchteil des einstigen Sammelsuriums an
Charakteren, bei denen – wie im Barock üblich – in Zwergengestalt all das zur Sprache
kommt, was im Menschen klein(lich) ist.
Im Unterschied zu vergleichbaren Ensembles fällt auf, dass die Greillensteiner
Zwergl durchaus eigenständige Typen schaffen, die ein Panorama der zeitgenössischen
Gesellschaft entwickeln. Neben Vertretern des „peuple bas“ (wie Christian Brand 1775
seinen „Wiener Kaufruf“ übertitelte), die mit Händlern und Verkäuferinnen von Schnaps,
Mehl, Hühnern oder Kienspänen ein barockes Markttreiben suggerieren, finden sich auch