Fotowalk Südbahnhotel Semmering
Mit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts errichteten Gebirgsbahn rückte der Semmering plötzlich ins Zentrum der damaligen Welt und gewann an Bedeutung. Das Südbahnhotel war das erste Hotel am Semmering und trug maßgeblich zu dessen Aufstieg zu einem bedeutenden Luftkurort bei.
Nachdem in den 1870er Jahren die Südbahngesellschaft ihre Arbeiten an der Errichtung ihres Bahnnetzes abgeschlossen hatte, wandte sie sich der Errichtung von Bauten entlang den von der Bahn erschlossenen Gebieten zu, denn der Ort Semmering war nunmehr von Wien aus in ungefähr zwei Stunden leicht zu erreichen und dennoch entrückt genug um den romantischen Vorstellungen von ländlicher Idylle gerecht werden zu können. In einer Zeit wo Österreich noch ein Vielvölkerstaat war und Wien die Haupt- und Residenzstadt, da war der Semmering das Monte Carlo der Monarchie.
Die Planung des Hotels am Semmering begann 1880 auf Initiative von Friedrich Julius Schüler, dem Generaldirektor der Südbahngesellschaft um eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen. Innerhalb von 14 Monaten errichtet, wuchs das nunmehrige „Südbahnhotel“ innerhalb weniger Jahre im Stil anderer berühmter Bahnhotels, wie denen in Toblach, Triest oder im Kanadischen Banff, Stück für Stück zu seiner imposanten Erscheinung heran und galt fortan als größtes Palasthotel Mitteleuropas. Es war weithin sichtbar und wurde dadurch bald zum Wahrzeichen des Semmerings.
Zu Beginn lebte der Semmering vom Mythos der Habsburger. Gleich nach Eröffnung des ersten Hotels 1882 sowie den dazugehörigen Villen genossen die höchsten Kreise der Wiener Gesellschaft, Erzherzöge und Minister, selbst Kaiserin Elisabeth, die alpine Sommerfrische in der Höhenluft nahe Wien. Im glanzvollen Ambiente konnte man sich selbst gut inszenieren und dabei entstand eine einzigartige charmante Melange aus Kunst, Künstlichkeit, Fortschrittsglauben und Romantik. Zusätzlich zu den Gästen aus den alten, aristokratischen Kreisen bot das neue Südbahnhotel am Semmering gleichzeitig der neuen vermögenden Klientel eine entsprechende Kulisse zur Selbstdarstellung. Diese fand im und um das Hotel statt und setzte sich auf der Promenade fort. Was in der österreichisch-ungarischen Monarchie Rang und Namen hatte flanierte auf ihr, um zu sehen, vor allem aber, um gesehen zu werden. Sie waren alle einmal am Semmering und auch im Südbahnhotel, Gustav und Alma Mahler, Oskar Kokoschka, Die Loos, Peter Altenberg, Arthur Schnitzler, Kolo Moser und Gerhart Hauptmann. Es war aber auch ein Treffpunkt für Emporkömmlinge, Spekulanten, Möchtegerns und Hochstapler. Das Grandhotel bot allen eine zauberhafte luxuriöse Bühne.
Die Wiesen rundum wurden im Winter für den Skisport genützt und verwandelten sich im Sommer zu einem einzigartigen Golfplatz. Kurios dabei ist, dass ein tief ins Tal hinunter gehender Golfabschlag im Winter zur Sprungschanze umfunktioniert wurde.
In der Zwischenkriegszeit wurden die Hotels laufend modernisiert und ihre Infrastruktur dem letzten Stand der Technik angepasst.
Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 begann eine Zeit des stetigen Niedergangs. Vor allem die vorher zahlreich erschienenen, großbürgerlichen jüdischen Gäste blieben nun mit einem Schlag aus. Im April 1945, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, war die Gegend rund um das Hotel Schauplatz heftiger Kämpfe. Wo einst Bürger fürstlich tafelten, zog während des Zweiten Weltkriegs ein Lazarett ein. Nach Kriegsende wurde der Betrieb zwar wieder aufgenommen, große Geschäftserfolge blieben jedoch in den Folgejahren aus. Ab den 1960er Jahren wurde der Betrieb nach und nach stillgelegt.
Wir danken Hr. Bauer von der SBH Immobilienbesitz GmbH für die freundliche Unterstützung
Es findet ein Fotowalk am 6.5.22 von 14 - 18 Uhr statt.